lauf des Lebens
An der Quelle, praktisch in der Jugend
entdeckt man bei ihm diese Tugend:
spritzig und witzig, fröhlich erfrischend
ungestüm und wild, schmatzend und zischend
kopfüber sich ins Geschehen er stürzt
und seinen Lauf mit Windungen würzt
Es ist ihm alles nicht genug verrückt
und das Quirlige an ihm, das verzückt
Etwas weiter, sagen wir, so in der Mitte
findet man bei ihm diese Sitte:
er ist da, man hat sich an ihn gewöhnt
es verläuft ruhig, es wird nicht gestöhnt
aber auf ihn ist in jedem Fall Verlass
denn er ist immerhin noch ziemlich nass
Doch in dem Wasser, dem trüben, tiefen
muss mancher Traum sterben und miefen
Am Schluss, wenn er schon fast gewesen
zeigt sich bei ihm solches Wesen:
wie beim Okawango, der im Sand versinkt
und nur noch letzter Wassertropfen blinkt
gibt es hier und da noch eine Pfütze
die für den größten Durst wohl nütze
und man weiß: hier war mal ein Fluss
der ist jetzt so trocken wie dieser Kuss
So warten wir auf die Regenzeit
und auf die zugehörige Flüssigkeit
22.10.08